Arbeitsfähig bleiben

von | Mai 7, 2015 | Arbeitskontext, Selbstreflexion, Umgang mit Unangenehmem

Wenn wir so richtig mit Arbeit eingedeckt sind, nicht wissen, wo uns der Kopf steht, alles auf einmal machen wollen, mit uns und anderen hadern, weil alles zu lange dauert, Überstunden machen und trotzdem kein Licht am Ende des Tunnels sehen und alles, was sonst noch aufpoppt, nur stört, dann ist uns auch dieser Satz viel zu lang und wir haben schon in der 1. Zeile aufgehört zu lesen…

Wenn Sie also immer noch lesen, dann kann’s im Moment gerade nicht so schlimm sein und sie könnten ohne Risiken auch weiter lesen, wenn Sie für stressigere Zeiten vorsorgen wollen. Denn in solchen Zeiten sind wir kaum noch ansprechbar und auf Gedeih und Verderb (man muss es wörtlich nehmen) unserm Autopiloten ausgeliefert.

Dann gehen wir schnell mal achtlos über unsere Grenzen hinweg und gefährden uns selbst seelisch und körperlich. Ein Indiz dafür ist, dass wir die Signale ganz archaischer Programme in unserm Körper „überhören“: wir vergessen zu essen und zu trinken, obwohl wir Hunger und Durst haben, wir vergessen auf die Toilette zu gehen, obwohl die Blase drückt, wir vergessen unsere Sitzposition zu verändern, obwohl uns die Haltung schmerzt, wir vergessen zu lüften, obwohl wir nur noch für ein paar Stunden Sauerstoff haben.

Wenn Ihre Bedürfnisse auch in stressigeren Zeiten noch eine Rolle spielen sollen (und nicht nur die Angst, Ihre Ziele nicht zu erreichen, sich Kritik und Probleme einzuhandeln oder Macht und Anerkennung zu verlieren), dann empfehle ich Ihnen, die „Rücksichtslosigkeit“ Ihres Autopiloten mit etwas routinierter Achtsamkeit zu mildern. Das tut auch ihrer Leistungsfähigkeit gut. Hier die Anleitung für einen kleinen Achtsamkeitscheck, der – bei niedrigem Tempo und wenig Verkehr eingeübt – auch bei hoher Geschwindigkeit und großem Verkehrsaufkommen hilft, das Steuer selbst in der Hand zu halten.

  • Machen Sie sich eine (vielleicht auch zwei) Erinnerungen in Ihren Tageskalender, an dem Sie Ihre Arbeit für ca. 5 Minuten unterbrechen wollen.
  • Wenn Sie die Arbeit unterbrechen, schließen Sie die Augen und atmen Sie mehrere Male etwas tiefer ein und aus, ohne große Anstrengung, tiefer nur, damit Sie Ihren Atem leichter wahrnehmen können und leichter „aus Ihrem Kopf“ rauskommen.
  • Achten Sie dann auf Ihre Körperempfindungen: zieht es Ihnen, ist die Luft stickig oder trocken, schwitzen Sie, ist Ihnen kalt oder warm, oder ist alles wie bei Bach‘s Klavier „wohltemperiert“?
  • Gehen Sie Ihren Körper von oben bis unten durch: was spüren Sie im Kopf, in den Schultern, in den Armen, im Rücken, in den Beinen. Haben Sie irgendwo Schmerzen oder fühlen sich alle Körperteile gut an. Wenn Sie merken, dass Sie sich irgendwo anspannen, versuchen Sie die Muskeln so gut es geht zu lösen.
  • Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit nun nach innen: Was macht Ihr Stoffwechsel: Spüren Sie Hunger, Durst, Harn- oder Stuhldrang.
  • Nachdem Sie diesen Körpercheck gemacht haben, überlegen Sie, was Sie konkret tun könnten, um es sich etwas besser gehen zu lassen, z. B. etwas trinken, die Toilette besuchen, das Fenster öffnen, die Heizung auf- oder zudrehen, die Finger waschen, sich strecken, den Gürtel weiter machen usw.
  • Und dann gehen Sie wieder in den Handlungsmodus. Machen Sie die Augen auf und tun es. Sie werden merken, dass die Arbeit danach ein kleines bisschen besser geht.

Vielleicht wenden Sie ein, dass die beschriebene Übung doch zu simpel, klein und schlicht ist, um so große Probleme wie Selbstausbeutung, Überforderung und Burnout zu lösen. Dem stimme ich zu, aber gebe zu bedenken, wenn die kleinen Wohltaten nicht mehr wirken, spürt man es, dass man sich um größere kümmern sollte.

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