Nein sagen

von | Dez 8, 2015 | Selbstreflexion, Umgang mit anderen

Nicht jede Suppe, die man uns hinstellt, wollen wir auch auslöffeln. Aber manchmal ist unsere Zunge schneller mit dem Ja, als uns lieb ist und manchmal ist das Nein so langsam, dass es einfach nicht über die Lippen kommt.

Wir löffeln dann doch aus, was uns nicht schmeckt. Und nicht genug damit. Selbstvorwürfe, das erlösende Nein nicht gesagt zu haben, machen das Auslöffeln noch schlimmer.

Gern entlasten wir uns dann mit mildernden Umständen, die den Zwang zum Ja erklären sollen, uns aber doch nie ganz überzeugen. Und je weniger sie uns überzeugen, desto lauter beklagen wir sie. Und dann nehmen wir uns das Nein ganz fest fürs nächste Mal vor. Bis zum nächsten Mal, wo wir doch wieder ja sagen.

Wenn Sie das kennen und dem Nein zu einem ersten Schritt verhelfen wollen auf dem manchmal langen und mühsamen Weg über die Lippen, lade ich Sie zu einer kleinen Achtsamkeitsübung ein.

  • Ein erster Schritt zum Nein ist es, sich dem automatischen Ja zuzuwenden, es zu erforschen und den Kampf gegen das Ja sein zu lassen. Nehmen Sie sich dazu ein paar Minuten Zeit.
  • Lenken Sie zu Beginn der Übung Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem, z. B. auf das Heben und Senken Ihrer Bauchdecke. So sammeln Sie sich und lösen sich innerlich von dem, was sie im Moment gerade beschäftigt hat. Schließen Sie die Augen, wenn Ihnen das bei der Sammlung hilft.
  • Denken Sie jetzt an eine Situation, in der Sie ja gesagt haben, wo sie eigentlich nein sagen wollten. Lassen Sie die Situation vor ihrem inneren Auge so konkret wie möglich entstehen: der Ort, die Zeit, vielleicht das Anliegen Ihres Gegenübers, die Atmosphäre und Ihr Jasagen.
  • Erforschen Sie nun das, was dieses Jasagen innerlich begleitet. Welche Gedanken, Befürchtungen und Gefühle tauchen auf, z. B. die Angst, Respekt und Anerkennung zu verlieren, nicht mehr dazuzugehören oder die Sorge, die Erfüllung eigener Ziele und Wünsche aufs Spiel zu setzen.
  • Versuchen Sie diese Gedanken und Gefühle, da sein zu lassen und nicht zu bekämpfen. Seien Sie so freundlich und verständnisvoll wie möglich für Ihre gedanklichen und emotionalen Reaktionen. Vielleicht hilft Ihnen dabei die Vorstellung, dass Sie gute Gründe haben, so zu reagieren. Im Hintergrund stehen immer vergangene schmerzliche oder glückliche Erfahrungen, die Sie vielleicht schon vergessen haben und die den Ja-Automatismus ausgelöst haben, um schlimme Gefühle zu vermeiden oder schöne Gefühle nicht zu gefährden.
  • Mildern Sie zum Schluss der Übung die Wirksamkeit Ihrer Gedanken. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Befürchtungen und Sorgen nur Gedanken sind: Zukunftsphantasien aber keine Tatsachen. Bleiben Sie dabei freundlich zu sich und werfen Sie sich nicht vor, dass Sie die Gedanken überhaupt haben.

Vielleicht hilft Ihnen die Übung beim nächsten Mal, weniger automatisch ja zu sagen und neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken, die in dem großen Spielfeld zwischen Ja und Nein liegen. Ich wünsche Ihnen Mut und Kreativität auf dem Weg zu Ihrem Nein.

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