Das Hamsterrad

von | Mrz 8, 2016 | Arbeitskontext, Selbstreflexion, Umgang mit Unangenehmem

Kennen Sie das auch, nur noch funktionieren, rotieren und durchhalten bis die schwierige Phase vorbei ist: das Projekt, der Jahresabschluss, der Konflikt, die Krankheit, der Umzug, die Trennung oder die Geldsorgen?

Und den Blick immer fest nach vorne auf die Zeit danach, wo man endlich wieder durchatmen kann. Doch manchmal lässt die Zeit danach auf sich warten oder sie ist genauso wie davor, nur mit anderen Belastungen. Und dann richtet man den Blick noch sehnsüchtiger auf die erlösende Zukunft, sagt sich „Augen zu und durch“ und kämpft weiter.

Vielleicht kennen Sie auch die gut gemeinten Ratschläge: „Treten Sie kürzer, machen Sie Pause. Lassen Sie fünfe mal gerade sein.“ Aber so einfach ist das nicht. Zu viel steht immer auf dem Spiel. Sonst würden wir es ja tun: locker lassen.

Wenn Sie dieses „Hamsterrad“ nicht kennen, freuen Sie sich. Genießen Sie die Gegenwart und sparen Sie sich das Folgende. Wenn Sie es kennen, lesen Sie weiter und lernen Sie die Gegenwart zu genießen – trotz allem. Denn „being somewhere is more important than getting somewhere“ (Micheal Carroll). Deshalb hier eine kleine Achtsamkeitsübung, um sich mit dem Hamsterrad anzufreunden:

  • Nehmen Sie sich etwas Zeit für sich, auch wenn’s schwer fällt. Gönnen Sie sich ein paar Minuten. Setzen Sie sich irgendwo hin, wo Sie ungestört sind. Schließen Sie die Augen und atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus, so dass Sie Ihren Atem spüren können.
  • Vergegenwärtigen Sie sich nun Ihre Situation, Ihr „Hamsterrad“ und was Sie im Moment alles tun, um mit der Situation zu Recht zu kommen, wie Sie kämpfen und versuchen standhaft zu bleiben. Lassen Sie sich etwas Zeit, Ihre Gedanken und Gefühle, wahrzunehmen, die dabei auftauchen. Versuchen Sie alles, was auftaucht, so gut sie es können, da sein zu lassen, auch Hader, Wut, Aggression, Verzweiflung, Angst oder andere Gefühle oder Gedanken, die man lieber nicht hätte.
  • Schenken Sie sich nun Wertschätzung für das, was Sie im Moment tun. Nichts davon ist selbstverständlich. Und schenken Sie sich Verständnis und Mitgefühl für das, was Sie im Moment tragen und wie sie sich dabei fühlen. Nehmen Sie es wahr und ernst, dass es im Moment schwer für Sie ist. Das hat nichts mit Selbstmitleid und einem „Ich-armes-Opfer-Gefühl“ zu tun.
  • Und zum Schluss schauen Sie darauf, was es trotz allem im Moment, in Ihrer Situation, im Hamsterrad Schönes, Erfreuliches, Entlastendes, Unterstützendes, Wohltuendes gibt, wofür sie dankbar sein können. Denn das gibt es auch. Man nimmt es nur nicht wahr: Vielleicht ist es der Heimsieg des SC Freiburg, die Sonne am Morgen, die grüne Welle auf dem Arbeitsweg, das Kompliment eines Kunden, der Erfolg Ihres Kindes oder einfach Ihre funktionierende Verdauung. Schenken sie Ihrer Milz und allem anderen Erfreulichen ein Lächeln.

Manchmal tauchen bei solchen Übungen auch Ideen auf, wie Sie die Situation verändern können und wie Sie etwas mehr für sich tun können. Folgen Sie den Ideen, so gut Sie es können und bleiben Sie freundlich zu sich, wenn Sie sie doch nicht umsetzen.

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