Wann waren Sie das letzte Mal erfolgreich? Vielleicht müssen Sie jetzt etwas überlegen. Wann haben Sie das letzte Mal einen Erfolg auch gefeiert? Vermutlich müssen Sie noch mehr überlegen?
Dabei ist unser Alltag voll mit Erfolgen: das Telefonat, das wir nicht mehr aufschieben, die To-do-Liste, die wir trotz Unlust abarbeiten, die Süßigkeiten, die wir nicht essen, die Arbeit, die wir schon bei 100 % und nicht erst bei 120 % gut sein lassen, die verbale Attacke, auf die wir nicht mit Lospoltern oder Herunterschlucken reagieren.
Es ist so normal, die täglichen kleinen und großen Hürden zu nehmen. Alles keiner Rede wert: Nicht getadelt ist genug gelobt? Irgendwie glauben wir immer noch – trotz aller gegenteiligen wissenschaftlichen Erkenntnisse – dass wir faul, überheblich und selbstgerecht werden, wenn wir unsre kleinen Alltagserfolge wahr und ernst nehmen. Sie sind Anlässe sich selbst auf die Schultern zu klopfen – ohne Wenn und Aber. Und vielleicht erinnern Sie sich noch: Schulterklopfen erfreut und stärkt.
Wenn sich nun Ihre kritischen Stimmen zu Wort melden, dass Eigenlob stinke, dass Ihre Misserfolgsliste endlos wäre und außerdem andere viel besser, schneller, intelligenter, problemloser und erfolgreicher wären, dann versuchen Sie nicht hinzuhören (keine Angst, sie verpassen nichts und helfen tut es auch nicht) und weiterhin Ihre Erfolge im Blick zu behalten. Vielleicht hilft Ihnen dabei die Vorstellung, was alles schlimmer sein könnte als es ist, wenn Sie sich weniger angestrengt hätten und weniger erfolgreich gewesen wären.
Hier eine Achtsamkeitsübung zum Wahrnehmen und „Feiern“ unserer Alltagserfolge:
- Entscheiden Sie sich, für eine bestimmte Zeit, z. B. für ein paar Stunden, während der Arbeitszeit oder für einen ganzen Tag, auf Ihre kleinen Erfolge im Alltag zu achten.
- Halten Sie kurz inne, wenn Ihnen etwas auffällt, was Sie sich selbst als Erfolg zuschreiben können. Hier Beispiele zur Inspiration: Sie haben innere Widerstände überwunden; Sie haben eine gute Idee gehabt; Sie haben eine Besprechung befruchtet; Sie haben sich nicht von Ihrer Arbeit ablenken lassen; Sie haben die Treppen statt des Aufzugs genommen; Sie haben Spürsinn bewiesen.
- Anerkennen und würdigen Sie Ihren Erfolg. Sagen Sie zum Beispiel zu sich „Das hast Du gut gemacht.“ und klopfen Sie sich innerlich auf die Schultern.
- Nehmen Sie die mit dem Erfolg einhergehenden Gefühle wahr und geben Sie sich etwas Zeit, sie zu genießen. (Keine Angst, das merkt niemand.)
- Zum Schluss stellen Sie sich vor, dass Sie diese Erfolgserfahrung aufnehmen, wie ein Schwamm das Wasser oder wie Goldstaub, der sich im Gedächtnis absetzt.
Wenn Sie die Übung an mehreren Tagen wiederholen, werden Sie vielleicht feststellen, dass Ihnen immer mehr Erfolge auffallen. Sie brauchen sich nicht zu sorgen, dass sie auf der „Erfolgsspur abheben“. Misserfolge wird es immer noch genug geben. Sie werden aber weniger schlimm sein.
