Misserfolge passieren. Uns allen. Trotz unserer Bemühungen. Und sie sind unangenehm, von Gefühlen begleitet, die wir gerne nicht hätten: Enttäuschung, Demütigung, Scham, Verzweiflung, Trauer, Angst, Ohnmacht, Wut.
Und damit nicht genug. Oft machen wir uns noch zusätzlich herunter mit Selbstvorwürfen und Selbstanklagen. „Wenn ich mich besser vorbereitet hätte…, wenn ich genauer hingesehen hätte, … wenn ich mich anders verhalten hätte, … wenn ich …“ Oder mit Selbstzweifel: „Ich bin halt nicht gut genug …, ich schaffe das einfach nicht, ich bin halt eine Niete, andere schaffen das mit links …“
Und am Ende des Dramas stehen dann die wohlfeilen Beschwichtigungen und guten Ratschläge von Partner, Familie, Freunden, Chefs, Kollegen, Trainern, Lebensberatern, Wissenschaftlern und nicht zuletzt von uns selbst: „Alles gar nicht so schlimm! Denk positiv. Für irgendwas wird es schon gut sein! Always look at the bright side of life. Das haut Dich doch nicht um. Jetzt nicht schwächeln, Kopf hoch. Auf geht’s, jetzt erst recht.“ Allzu gerne folgen wir diesen Ratschlägen, weil sie uns versprechen, schnell aus dem Tal der Tränen rauszukommen, wenn wir nur stark sind. Leider klappt das oft nicht. Und dann mutieren solche Ratschläge, auch gut gemeinte, zu einem subtilen Terror, der uns unser Ungenügen nur noch plastischer vor Augen führt.
Wenn Sie den unerfreulichen Ablauf dieses Dramas kennen, lade ich Sie ein, mal etwas Neues auszuprobieren und etwas achtsamer und freundlicher mit sich umzugehen. Schlimmer wird’s nicht. Versprochen! Hier ein paar Tipps dazu.
Wenn der Misserfolg Sie getroffen hat,
- nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit für sich, alleine, am besten an einem unbeobachteten und ungestörten Ort.
- Vergegenwärtigen Sie sich ihren Misserfolg, so gut es geht und so gut Sie es können – nicht besser. Strengen Sie sich nicht an.
- Achten Sie darauf, welche Gefühle und Gedanken auftauchen, trotz ihres verständlichen Widerstandes, etwas Unangenehmes zu fühlen. Tun Sie es, so gut es geht, Und wenn sich alles in Ihnen sträubt, dann achten Sie auf ihr Sträuben. Auch das ist vollkommen in Ordnung.
- Erlauben Sie sich, so zu fühlen und so zu denken, wie sie gerade denken und fühlen. Sagen Sie zum Beispiel laut oder innerlich zu sich: „Es ist völlig normal, verzweifelt, niedergeschlagen, enttäuscht, aggressiv, entmutigt, voll Hader und Selbstvorwürfen usw. zu sein. Ich bin deshalb nicht schwach oder überempfindlich, sondern nur ein Mensch wie alle anderen auch. Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche, um wieder anders zu fühlen und anders zu denken. Das passiert ganz automatisch.“
- Und dann trösten Sie sich oder tun sich etwas Gutes, so wie es für Sie passt und so gut Sie es können oder gerade möglich ist. Überlegen Sie, was Sie jetzt erfreuen, aufmuntern, trösten, aufbauen, ablenken usw. könnte. Übrigens: meistens fällt uns nach den ersten, schnell und automatisch auftauchenden Ideen (Pillen im Schränkchen, Bier im Kühlschrank, Schuhe kaufen, Wut an jemand anderem auslassen) noch anderes, ungewöhnlicheres, besseres, wirkungsvolleres ein. Seien Sie geduldig, Sie werden was finden!
Zugegeben, das Programm verlangt einiges von Ihnen, aber es wirkt. Probieren Sie es aus.