Umstrukturierungen

von | Sep 7, 2015 | Selbstreflexion, Umgang mit Unangenehmem

Am Wochenende war ich wandern. Ich blieb an einer großen Wanderkarte stehen, um mich zu orientieren. Plötzlich fing ein freilaufender Hofhund in unmittelbarer Nähe an, bedrohlich zu bellen.

Trotz meiner Angst gelang es mir, den Hund bellen zu lassen und mich auf die Karte zu konzentrieren. Immerhin war ich auf der Straße und nicht auf seinem Territorium – zumindest war das meine Meinung. Vielleicht war es auch seine. Denn er hörte nach einiger Zeit auf zu bellen, legte sich hin und ließ mich in Ruhe. Eine gute Erfahrung für mich und ein schönes Modell, wie wir auch mit unseren „inneren Hofhunden“ umgehen können.

Gerade bei anstehenden Veränderungen, z. B. bei Umstrukturierungen, deren Konsequenzen wir nicht absehen können, wird unser Geist oft von einer ganzen Meute von Hofhunden aufgescheucht und verängstigt. Sorgen und Befürchtungen ziehen uns in ihren Bann und rauben uns den Schlaf, obwohl fast alles, was uns umtreibt, keine Realität, sondern nur Gedanken, Phantasien und im besten Sinne des Wortes Hirngespinste sind. Natürlich ist es sinnvoll, sich auf Veränderungen einzustellen und sich auf sie vorzubereiten. Aber das gelingt viel besser, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, was im Moment getan werden kann und weniger darauf, was in Zukunft alles passieren könnte. Deshalb hier eine Achtsamkeitsübung, um anstehenden Veränderungen gelassener und gleichzeitig tatkräftiger zu begegnen.

  • Nehmen Sie sich etwas Zeit und denken Sie an die Veränderungen. Welche Gedanken tauchen auf? Nehmen Sie sie, so gut es geht, ohne Wertung wahr.
  • Prüfen Sie nun den „Gegenwartsgehalt“ der Gedanken: Ist etwas von den Gedanken tatsächlich real oder ist der Gedanke nur eine Phantasie darüber, was in Zukunft passieren könnte. Im zweiten Fall machen Sie sich bewusst, dass der Gedanke eine Phantasie ist. Sie wissen ja: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Vielleicht hilft Ihnen dabei auch, sich im Geiste andere mögliche Szenarien vorzustellen, wie sich die Veränderungen in Zukunft anders entwickeln könnten, als Sie es im Moment befürchten.
  • Richten sie nun Ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart: wie sind Sie im Moment tatsächlich von den anstehenden Veränderungen betroffen. Woran merken Sie hier und heute die Veränderungen? Was können Sie im Moment tun, um den Veränderungen zu begegnen. Was würde Sie im Moment stärken und stützen?
  • Wenn sich die Zukunftssorgen (die bellenden Hunde), immer wieder in den Vordergrund drängen, kämpfen Sie nicht gegen sie. Versuchen Sie sie zu verstehen als Reaktion Ihres Gehirns. Es will sie warnen, übertreibt deshalb die Gefahren und gaukelt ihnen eine zukünftige Realität vor, die heute aber niemand kennen kann. Lassen Sie die „Hunde bellen“ und versuchen Sie, sich immer wieder freundlich und beharrlich der Gegenwart zuzuwenden.

Natürlich nimmt Ihnen eine solche Übung nicht die Anstrengungen ab, die oft mit Veränderungen einhergehen. Aber sie kann Ihnen helfen, das Hundegebell der Sorgen und Befürchtungen nicht mit der Realität zu verwechseln. Und wenn man Hunde nicht beachtet und Hektik vermeidet, beruhigen sie sich auch wieder und hören auf zu bellen.

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