Haben Sie Schlafstörungen? Kennen Sie Schlaflosigkeit? Wenn ja, willkommen im Club. Nach einer Studie der Techniker Krankenkasse schläft jeder dritte Deutsche mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht.
Wenn Sie Clubmitglied sind, kennen Sie vielleicht auch den schweißtreibenden und frustrierenden Kampf um Schlaf, den wir nie gewinnen, solange wir noch Kräfte haben. Das hält uns trotzdem nicht ab, den aussichtslosen Kampf immer wieder zu beginnen. Die Erfahrung macht uns nicht schlauer. Stattdessen wächst unsere Angst vor der nächsten Nacht. Da hilft wohl nur, unsern Arzt oder Apotheker zu fragen. Gedoped gewinnen wir endlich. Aber der gekaufte Sieg gaukelt uns Machbarkeit vor und vernebelt die Wahrheit. Denn die Wahrheit ist: Schlaf ist ein Geschenk. Wir können ihn nicht erzwingen, noch nicht einmal verdienen. Aber wir können uns des Geschenks würdig erweisen. Wir können dem Schlaf einen einladenden Platz bereiten. Nicht mehr. Aber immerhin.
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf eine Feier eingeladen und sie wissen, dort wird nur über Sorgen, Krankheiten und Demütigungen gesprochen und je später der Abend, desto depressiver und aggressiver werden die Leute. Würden Sie dorthin gehen? Ich wäre verhindert. So ähnlich muss es dem Schlaf gehen. Denn wenn wir zur Ruhe kommen, tauchen all unsere ungelösten Probleme auf und in Gedanken entwickeln sie sich zu drohenden Katastrophen. Alles Hirngespinste. Trotzdem wirksam. So funktioniert eben unser Stressmechanismus. Doch wir können gegensteuern und das tun, was die Schlafforschung dringend rät, nämlich unsere Sorgen aus dem Schlafzimmer verbannen, in dem wir aktiv dem Schönen und Angenehmen in unserm Kopf Raum geben. Hier eine Übung dazu.
- Wenn Sie einschlafen wollen, spüren Sie Ihren Atem und entspannen sie Ihren Körper. Gehen Sie den Körper von Kopf bis Fuß durch und entspannen Sie bewusst angespannte Muskelpartien. Wiederholen Sie diese aktive Entspannung immer wieder, sobald Sie bemerken, dass Sie irgendwo erneut angespannt sind.
- Fragen Sie sich, was heute gut, schön oder angenehm war. Setzen Sie sich dabei nicht unter Druck. Sie können darauf vertrauen, dass der Tag mehr Positives zu bieten hat, als Sie glauben, wenn Sie nicht nur das große Glück, sondern auch die Glückskekse des Alltags würdigen: der Regen, der gerade aufhört, als sie aus dem Haus treten; der Putzgeruch im Treppenhaus, der Sie daran erinnert, dass sie diese Woche nicht dran sind, der Stolz, beim nervigen Callcenter-Anruf freundlich geblieben zu sein …
- Oder fragen Sie sich, wofür Sie dankbar sein können. Sehen Sie nicht nur das Besondere: das Lob vom Chef, die erfreuliche Einladung, die unerwartete Unterstützung …. Sehen Sie auch das Selbstverständliche, was gut funktioniert und keine Probleme macht (und was morgen schon anders sein könnte): Ihr Auto, das verlässlich fährt, Ihr Kopf oder Ihre Beine, die Sie noch nicht wirklich im Stich gelassen haben, Ihre Kinder, die im Großen und Ganzen gut unterwegs sind …
- Wenn Sie bemerken, dass sich Ihre Gedanken doch wieder um Probleme drehen, was sich kaum vermeiden lässt, lenken sie Ihre Aufmerksamkeit sanft, freundlich und ohne Selbstvorwürfe, immer wieder auf das Angenehme und Schöne zurück.
Zur Erinnerung: Diese Übung ist keine Schlaftablette, sondern eine Trainingsanleitung. Wie für jedes Training gilt: Je mehr sie trainieren, desto mehr Erfolg können Sie erhoffen. Aber der Gewinn liegt nicht in Ihrer Hand.
Schlafen Sie gut.
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