Nichts für Feiglinge

von | Nov 10, 2016 | Selbstreflexion, Umgang mit sich

Was unterscheidet uns von Tieren? Wir können uns aus der Gegenwart wegbeamen. Eine nützliche evolutionäre Errungenschaft. Hilft sie uns doch, Räder zu erfinden, Häuser zu planen, Drehbücher zu schreiben oder Beziehungskonflikte zu lösen.

Und dazu hat sie noch äußerst angenehme Seiten. Mit Phantasie, Spielen, Büchern, Fernsehen oder Internet können wir fremde Welten betreten und uns eine Zeitlang von der oft genug unangenehmen und bedrängenden Realität erholen. Wir wären dumm, unser Beam-Talent nicht auch für unser Wohlbefinden zu nutzen. Und natürlich sind wir nicht dumm.

Und natürlich neigen wir auch dazu, unsere Schlauheit zu übertreiben. Aus kleinen erholsamen Fluchten werden dann stabile Gewohnheiten und systematische Vermeidungsstrategien, die uns zwar kurzfristig Erleichterung bringen, doch die Probleme nicht lösen, die uns das Leben schwer machen. Wir surfen, facebooken, fernsehen oder telefonieren endlos, shoppen, essen oder trinken zu viel, checken im Minutentakt unsere Mails oder pflegen unsere ganz eigenen persönlichen Vermeidungskreationen.

Vielleicht sind uns die Gewohnheiten bewusst, manchmal stören Sie uns sogar, aber was wir mit ihnen vermeiden, wissen wir oft nicht. Doch wie unangenehm das ist, was wir vermeiden, können wir daran erkennen, wie schwer es uns fällt, solche Gewohnheiten auch nur etwas zu unterbrechen. Denn hinter den Gewohnheiten lauern oft Unzufriedenheit, Leere, Trauer, Einsamkeit, Angst oder Ohnmacht?

Und nun sind wir an dem Punkt, der nichts für Feiglinge ist: Der Weg zur Lösung unserer großen Probleme führt immer an diesen Gefühlen vorbei. Und ein erster Schritt, sich ihnen zu nähern, ist die Vermeidungsstrategie zu verlassen. Hier eine Achtsamkeitsübung dazu:

  • Entscheiden Sie, welche von Ihren Ablenkungsgewohnheiten, die Sie vielleicht selbst stören, Sie heute unterbrechen wollen.
  • Unterbrechen Sie die Gewohnheit indem Sie z. B. das Fernsehen nicht anschalten, Facebook nicht betreten, keinen Alkohol trinken, keine Schokolade essen usw.
  • Achten Sie darauf, was dieses Nicht-Tun bei Ihnen auslöst. Welche Gedanken tauchen auf? Tauchen neue Ideen oder Erinnerungen auf? Welche Gefühle können Sie identifizieren und wie verändern sie sich im Laufe der Zeit? Tauchen neuen Handlungsimpulse auf? Wenn Sie im Moment umsetzbar sind, folgen Sie ihnen.
  • Versuchen Sie der Neigung solange wie möglich zu widerstehen, in die alte Ablenkungsgewohnheit zurückzufallen. Bleiben Sie freundlich und mitfühlend sich selbst gegenüber, wenn sich die alte Gewohnheit doch durchsetzt, weil einfach im Moment zu viel auf dem Spiel steht. Auf jeden Fall ist es Grund genug, die alte Vermeidungsstrategie noch etwas bewusster und achtsamer zu genießen.
  • Wertschätzen Sie sich dafür, dass Sie den Versuch unternommen haben, eine letztlich hinderliche Gewohnheit zu unterbrechen, auch dann, wenn Sie in die alte Ablenkungsroutine zurückgefallen sind. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu verurteilen.

Ein Tipp: Wenn es mit einer Gewohnheit nicht klappt, probieren Sie eine andere.

Ich wünsche Ihnen viele neue Handlungsimpulse und Lösungsideen.

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