Aufschieben

von | Jul 5, 2016 | Selbstreflexion, Umgang mit sich

Manchmal liegen Hindernisse auf unserem Weg, die wir scheuen. Wenn Ihnen dazu nichts einfällt, denken Sie mal an die Steuererklärung, die Unordnung im Keller, die schwierige Konzeptarbeit oder die vielen unangenehmen Dinge, die Sie noch erledigen sollten oder müssten.

Manchmal erkennen Sie das Abschreckungspotential solcher Hindernisse an Ihrer heimlichen Freude, wenn Sie ganz Dringendes abhält, sie anzupacken. Das erspart Ihnen auch noch die Gewissensbisse, wenn Sie wieder mal aufschieben.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Aufschieben ist eine wirksame Zeitmanagement-Methode. Denn vieles erledigt sich von selbst: gestern wichtig, heute nach hinten geschoben und morgen vergessen. Leider bleibt noch genug Unangenehmes übrig, das geduldig auf uns wartet und kein Gramm an Bedeutung verliert. Im Gegenteil. Dank unserer beliebten Last-Minute-Strategie bläht es sich immer weiter auf, bis der Handlungsdruck nicht mehr auszuhalten ist. Meistens geht das gerade noch mal gut, aber der nervenaufreibende Kampf zwischen Pest (das unangenehme anpacken) und Cholera (das unangenehme nicht angepackt zu haben) ist nicht lustig. Und das ist noch die positive Variante. Das Schieben hat ein Ende. Es geht aber auch ohne: Wir schaffen es einfach nicht, das Hindernis anzupacken und aus dem Weg zu räumen. Das ist dann noch weniger lustig. Mit jedem Verschieben werden Hindernis, Vorsätze und Selbstvorwürfe größer, der Schlaf schlechter und das Selbstvertrauen kleiner.

Hier eine achtsame Selbstreflexionsübung, die helfen kann, aus dem Verschiebe-Teufelskreis auszusteigen. Wenn Sie das nächste Mal bemerken, dass Sie verschieben wollen, halten Sie inne. Atmen Sie ein paarmal bewusst ein und aus. Lassen Sie dann folgende Fragen „in sich sinken“ und geben Sie sich etwas Zeit für die Antwort.

  • Frage: Muss ich das Unangenehme wirklich erledigen oder kann ich es vielleicht ganz aufgeben? Welche Gedanken, Sorgen, Befürchtungen tauchen auf, wenn Sie sich entscheiden würden, das Unangenehme gar nicht mehr anzupacken. Dieser Check hilft Ihnen, besser einzuschätzen, was auf dem Spiel steht für Sie?
  • Frage: Was ist eigentlich das Unangenehme, dass ich vermeide? Was befürchte ich, wovor habe ich Angst? Versuchen Sie Ihre Gedanken und Gefühle nur wahrzunehmen, ohne Sie sofort zu beurteilen oder zu „behandeln“.
  • Frage: Wieweit werden Ihre Gedanken und Gefühle von Phantasien über die Zukunft gespeist. Meistens ist die Realität anders und viel weniger schlimm als unsere Vorstellungen. Vielleicht fallen Ihnen eigene Erfahrungen ein, die das bestätigen.
  • Frage: Was könnte ein erster (oder nächster) kleiner Schritt auf das Hindernis zu sein, den Sie mit Ihren Befürchtungen und Ihrer Angst gehen können? Angesichts wiederholten Verschiebens ist der kleinste gegangene Schritt ein Erfolg.

Manchmal ist der Verschiebe-Teufelskreis so hartnäckig, dass solche Übungen wie Antibiotika gegen Influenza wirken, nämlich gar nicht. Scheuen Sie sich nicht, in solchen Fällen professionelle Unterstützung zu suchen. Es steht zu viel auf dem Spiel.

Ich wünsche Ihnen eine hindernisarme Zeit.

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