Das Tun lassen

von | Nov 14, 2017 | Meditation, Umgang mit sich

Was ist eigentlich Erholung für Sie? Sauna, Surfen, Sonne, Sandalen? Oder etwas ganz Spezielles: Eisvögel beobachten, im Auto singen, Teig kneten oder Nostalgiefahrräder zusammenbauen?

Manchmal ist es gar nicht so klar, wie wir uns erholen können. Wir ahnen zwar, dass sich die Erholung von Bildschirmarbeit nicht beim Surfen im Internet einstellt, so wie sich Waldarbeiter nicht bei ausgedehnten Waldspaziergängen regenerieren. Wir ahnen, dass die Erlebnisintensität nicht die Kürze der Erholungszeit wettmacht. Wir ahnen auch, dass WLAN und Smartphone Erholungsphasen genauso sabotieren können wie Gedränge und Staus in und zu den Freizeitressorts.

Und doch bleiben wir online, stürzen uns ins Freizeitgetümmel und reihen Event an Event. Erholung muss doch machbar sein. Wir müssen nur unser Erholungsprojekt richtig managen und unsere Erholungsziele konsequent verfolgen, in dem wir uns möglichst lückenlos mit Lust, Abwechslung, Entspannung und tiefen Naturerlebnissen versorgen. Doch wer ist nicht schon bei Projektende erschöpft vom Freizeitstress und enttäuschten Erwartungen an die Arbeit zurückgekehrt.

Aber wie dann erholen? Klar ist nur, jeder muss den eigenen Erholungsweg finden. Aber für viele führt er zumindest in die gleiche Richtung, nämlich raus aus dem Aktivitäts-, Leistungs- und (Selbst-) Optimierungsdruck. Der hält uns nämlich gnaden- und pausenlos auch im stillen Kämmerlein auf Trab. Für viele könnte ein „Aussteiger-Dasein“ auf Zeit tatsächlich erholsam sein: die Dinge und sich selbst einfach mal so sein lassen, wie sie im Moment sind. Ohne Wenn und Aber. Sich selbst erlauben nichts zu tun. Wenn Sie das anspricht, hier eine kurze „Aussteiger“-Übung als Einstieg.

  • Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und lassen Sie sich von Ihrem Smartphone das Ende der Auszeit signalisieren.
  • Beginnen Sie die Übung damit, dass Sie sich ihren Sinn vergegenwärtigen. Sagen Sie zum Beispiel innerlich zu sich: „Ich erlaube mir jetzt für 5 Minuten, nichts zu tun, nichts verändern, nichts erledigen, nichts planen und nichts besorgen zu müssen. Ich erlaube mir, die Dinge für 5 Minuten so sein zu lassen, wie sie sind, egal wie sie stehen. Ich erlaube mir, für 5 Minuten, mich selbst so sein zu lassen, wie ich bin, egal wie es mir gerade geht.
  • Seien Sie neugierig darauf, was in Ihnen und um Sie herum von Moment zu Moment passiert: Welche Empfindungen in und an Ihrem Körper nehmen Sie wahr? Was riechen Sie, was hören Sie, was sehen Sie? Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf? Wie fühlen Sie sich? Wie verändern sich Ihre Wahrnehmungen von Moment zu Moment. Versuchen Sie alles möglichst unaufgeregt einfach zur Kenntnis zu nehmen. Wenn Sie dieses gleichmütige Bemerken noch unterstützen wollen, können Sie die einzelnen „Wahrnehmungskanäle“, die Ihnen gerade bewusst werden, innerlich benennen, z. B. spüren, hören, denken, fühlen usw..
  • Wenn Sie bemerken, dass Sie sich in Gedanken verstrickt haben, was sich nicht vermeiden lässt und automatisch immer wieder passiert, können Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ihre Wahrnehmungen richten, ohne Selbstvorwürfe oder ein Problem daraus zu machen. Selbst wenn Sie die ganzen 5 Minuten in Gedanken verstrickt waren, erlauben Sie es sich im Nachhinein. So war es halt. Kein Problem.
  • Wenn Sie Unangenehmes bemerken und den Impuls spüren, es sofort durch irgendeine Tätigkeit abzustellen, versuchen Sie dem Handlungsimpuls nicht zu folgen und sich sanft und freundlich auf das Ende der Übung zu vertrösten. Vielleicht bemerken Sie, wie sich das Unangenehme von selbst verändert, wenn Sie es nicht „abstellen“. Wenn Sie es allerdings kaum aushalten, brechen Sie die Übung einfach ab. Es geht nicht um Selbstkasteiung.
  • Am Ende der Übung spüren Sie noch einmal nach, wie es Ihnen jetzt geht und nehmen Sie einfach Ihre unterbrochene Tätigkeit wieder auf oder folgen Sie dem Handlungsimpuls.

Diese Übung kann Wunder wirken, gerade wenn der Stress besonders groß ist. Probieren Sie’s aus.

Ich wünsche Ihnen viele erholsame Aussteigerzeiten.

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