Vertrauen entspannt

von | Jan 10, 2020 | Selbstreflexion

Göttliche Fügung, Sternkonstellationen oder Kismet sind heute nicht mehr so überzeugend. Was bleibt uns übrig, als uns selbst für die Schattenseiten des Lebens verantwortlich zu machen. So fordert der Zeitgeist permanente Selbstoptimierung und den Glauben daran, dass wir nur richtig wollen, uns nur richtig anstrengen und das Richtige tun müssen, um alles in den Griff zu kriegen und uns an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.

So ganz falsch ist das ja nicht, aber so ganz richtig eben auch nicht. Dieses Unentschieden erlaubt uns einerseits zu klagen und zu jammern, auch wenn wir, vielleicht außerhalb unserer Komfortzone, etwas bewirken könnten. Andererseits verführt es uns mit verbissenem Engagement gegen Wetter und Windmühlen zu kämpfen, wenn wir es nicht wahrhaben wollen, dass wir auf vieles einfach keinen Einfluss haben. Dann versuchen wir zu kontrollieren, was sich nicht kontrollieren lässt. Sei es unser eigenes Leben, das wir trotz Pillen, Sport und Biokost genauso wenig in der Hand haben, wie das Wohlergehen und Gedeihen unserer Kinder, die wir auch mit engagiertem „Hubschraubern“ nicht vor unangenehmen Erfahrungen und den Sackgassen des Lebens bewahren können.

Würden wir die Beschränktheit unseres Einflusses ernster nehmen, könnten wir nagende Selbstvorwürfe über falsch oder nicht Getanes lindern und uns einige vermeintlich notwendigen Anstrengungen für eine bessere Zukunft sparen. Wir könnten früher zu dem Schluss kommen, dass wir unsern Teil getan haben und den Rest anderen, dem Zufall, dem Glück oder vielleicht doch Gott überlassen müssen. Wir könnten die gesparte Energie dort einsetzen, wo sie mehr Sinn macht, oder die gesparte Zeit nutzen, um uns auf die faule Haut zu legen und uns ganz entspannt des Lebens im Hier und Jetzt zu erfreuen. Ja, wir könnten, wenn wir mehr Vertrauen hätten, dass sich die Dinge fügen können, auch wenn wir sie nicht im Griff haben. Deshalb hier ein Vorschlag für eine vertrauensbildende Maßnahme:

  • Nehmen Sie sich 5 – 10 Minuten Zeit. Setzen Sie sich irgendwohin, wo Sie ungestört sind und legen Sie sich etwas zu schreiben zurecht.
  • Konzentrieren Sie sich für ein paar Minuten auf Ihren Atem. Bemerken Sie, wie das Ein- und Ausatmen Ihren Körper verändert. Wenn Ihre Gedanken abschweifen, was sie unweigerlich tun werden, lenken Sie die Aufmerksamkeit einfach wieder auf den Atem, ohne ein Problem daraus zu machen,
  • Lassen Sie nun die folgende Frage auf sich wirken: Was hat sich in meinem bisherigen Leben im Rückblick gut gefügt, positiv entwickelt, meine Entwicklung gefördert oder mich bereichert, obwohl ich eine Veränderung nicht gewollt, befürchtet oder gegen sie gekämpft habe, weil sie mir vielleicht aufgezwungen wurde oder schmerzhaft war? Gönnen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, Antworten auftauchen zu lassen. Setzen Sie sich nicht unter Druck, viele Antworten zu finden.
  • Schreiben Sie jede Antwort auf, möglichst ohne Wertung. Wenn sie bemerken, dass Sie an Antworten zweifeln oder herummäkeln, schreiben Sie sie trotzdem auf.
  • Lesen Sie zum Schluss Ihre Antworten langsam durch, vielleicht sogar laut und jede Antwort vielleicht sogar mehrmals. Achten Sie dabei darauf, was sie an Gedanken und Gefühlen bei Ihnen auslösen.

Ich wünsche Ihnen entspannende Rückblicke.

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