Wie steht es mit Ihren Neujahrsvorsätzen? Funktionieren sie? Haben Sie sie schon aufgegeben? Oder haben Sie sich erst gar nichts vorgenommen? Hoffen Sie auf die Veränderung der Umstände oder auf ein Wunder? Sind Sie einverstanden, dass Sie dann vielleicht so bleiben wie sie sind, wenn das Wunder ausbleibt: mit zu viel Zeit am Handy, zu viel Süßigkeiten, zu wenig Bewegung, zu viel aufschieben, zu viel das und zu wenig jenes? Und wie ist es, sich selbst nicht zu genügen, immer mit „ich müsste eigentlich“ im Kopf?
Natürlich wollen wir uns verändern und entwickeln. Natürlich müssen wir uns den Umständen anpassen und Neues lernen in Gedanken, Worten und Taten. In unserm eigenen und im Interesse unserer Lieben. Aber vielleicht ist das Tempo zu hoch. Vielleicht ist der Veränderungsdruck zu sehr durch den Vergleich mit anderen, durch Hochglanz Social Media getriggert und zu wenig durch unsere eigenen Wünsche. Vielleicht fehlt uns nur etwas Erholung, bevor wir uns wieder auf den anstrengenden Weg machen, Gewohnheiten zu ändern. Egal aus welchen Gründen wir im „Ich müsste eigentlich“- Modus landen, der Modus selbst ist ein Problem. Er unterminiert das Selbstwertgefühl, vermiest die Stimmung und bewirkt darüber hinaus: nichts.
Wenn Sie diesen Modus kennen und ihn gerne austricksen möchten, dann schlage ich Ihnen ein kleines Experiment, eine Selbstoptimierungspause vor. Hier eine Pausenanleitung.
- Entscheiden Sie sich für eine überschaubare, aber festgelegte Zeit, z.B. für 3 Wochen auf jede bewusste Veränderung von Gewohnheiten oder das bewusste Bearbeiten von Emotionen, die Sie stören zu verzichten.
- Erlauben Sie sich, alles was Sie gerne anders hätten bei sich, so zu lassen, wie es ist: die abendliche Schokolade, das x-te Bier, Spielen und Surfen im Internet, Stunden auf der Couch, Ihr Ärger über alles und jeden, Ihr Desinteresse oder ihre Aggression. (Achtung: sich aggressive Impulse zu erlauben, bedeutet noch lange nicht, sie auch in die Tat umzusetzen.) Geben Sie sich während der Selbstoptimierungspause immer wieder neu die Erlaubnis, genauso leben zu dürfen, wie Sie leben und sich nicht verändern zu müssen. Wenn trotzdem selbstabwertende Gedanken auftauchen, was kaum vermeidbar ist, dann versuchen Sie sie nicht so ernst zu nehmen und ihre Aufmerksamkeit so gut es geht, auf anderes zu richten, z.B. auf ein Mantra, das Sie auf andere Gedanken bringen kann.
- Sagen Sie sich immer wieder dieses oder ein ähnliches Mantra vor: „Ich bin gut genug, auch wenn ich x mache oder y fühle.“ Wenn die Formulierung Ihnen nicht passt, suchen Sie eine andere, die Ihren Lebens- und Liebenswert zum Ausdruck bringt. Beides hat ja tatsächlich nichts damit zu tun, was wir tun, leisten oder können.
- Wiederholen Sie Ihr Mantra oft. Vielleicht nehmen Sie bestimmte Alltagsrituale als Anlass, es sich innerlich oder laut vorzusagen, z.B. Zähneputzen, Schuhe anziehen, Rechner hochfahren, Gassi gehen usw. Nehmen Sie Zuflucht zum Mantra vor allem dann, wenn Sie die Wahrheit des Mantra nicht glauben und sich schlecht fühlen, weil Sie sich wieder mal auf YouTube verloren haben oder gerade das 4. Bier öffnen. Der Wirkung von Mantra-Wiederholungen kann sich unser Hirn nicht entziehen.
- Es gibt wie in allen Experimenten keine Garantie für ein gewünschtes Ergebnis. Aber in jedem Fall ist es sinnvoll, darauf zu achten, wie Sie in den verschiedenen Situationen auf die Optimierungspause reagieren. Jede kleine Entspannung, die Sie spüren, wenn Sie sich erlauben so zu leben und zu sein, wie sie gerade leben und sind, ist wertvoll. Jede gefühlte Stärkung ihres Selbstwerts ist heilsam. Vielleicht lernen Sie im Experiment auch „nur“ etwas über sich, z.B. was Ihre spezifischen Optimierungstrigger und Optimierungshindernisse sind oder was Sie tatsächlich in Ihrem Leben verändern möchten, weil es Ihren Interessen dient oder Sie der Erfüllung ihrer Herzenswünsche näherbringt.
Ich wünsche Ihnen eine entspannte und aufschlussreiche Selbstoptimierungspause.
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