Mentale Erholung

von | Dez 13, 2023 | Selbstreflexion, Umgang mit sich

Die Welt verändert sich rasend. Im Großen wie im Kleinen. Wir müssen mithalten, was das Leben zwar abwechslungsreich, aber auch stressig, anstrengend und kompliziert macht. Was gestern noch galt, ist heute überholt. Der permanente Veränderungsdruck erschöpft unsere mentalen Ressourcen schneller als wir es mitbekommen. Der Kopf kommt nicht zur Ruhe. Dauernd müssen wir Neues anpacken, uns in unvertraute Sachverhalte hineindenken und die Weichen für die Zukunft stellen. Immer öfter müssen wir folgenreiche und trotzdem unabsehbare Entscheidungen treffen. Natürlich nehmen Unsicherheit und (Selbst-) Zweifel zu, zumal wir mit unserer Lebensführung ziemlich alleine sind. Wir ahnen oder wissen, dass tradierte Orientierungen oft genauso wenig auf unser individuelles Leben passen wie die Erfolgsstrategien anderer. Das Leben zu meistern, ist heute für viele eine permanente mentale Herkulesaufgabe geworden, die den Kopf ziemlich pausenlos mit nachdenken, abwägen, planen, sich sorgen und grübeln auf Trab hält.

Die Digitalisierung hat unser Leben nicht nur wahnsinnig beschleunigt und komplexer gemacht, sie bietet uns auch viele Möglichkeiten, den Geist abzuschalten, die wir auch, gerne ausufernd, nutzen. Überzogener Handykonsum, Surforgien oder andere digitalen „Zeitlöcher“ sind Alltag für viele. Das wäre ok, wenn sie nicht auch Suchtpotential hätten, nichts zur Lösung von Problemen und wenig zu nachhaltiger Entspannung beitragen würden. Wir wissen das. Umso größer sind das schlechte Gewissen und manchmal auch die Scham, die knappe Zeit, so unproduktiv zu verplempern

Aber so einfach ist es nicht, unheilsame Erholungsstrategien durch heilsamere zu ersetzen. Es kann ein steiniger und langer Weg sein, auf dem tiefsitzende Überzeugungen aufgegeben und vielleicht Lebens- und Arbeitskontexte verändert werden müssen. Aber egal wie lange und steinig der Weg ist, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl sind auf jeden Fall gute Begleiter. Die folgenden Fragen sind eine Einladung beides in sich zu aktivieren.

  • Wie stressig oder mental herausfordernd ist Ihr Alltag? Nach welchen Kriterien messen Sie das? Wie oder an welchen Symptomen merken Sie Ihren Entspannungs- oder Erholungsbedarf?
  • Wie viel Verständnis oder sogar Mitgefühl können Sie für Ihre mentalen Herausforderungen aufbringen, nach dem Motto: Ja, das ist im Moment wirklich anstrengend und herausfordernd für mich und das würde vielen anderen genauso gehen, wenn sie in meiner Situation wären. Mein Erholungsbedarf ist verständlich.
  • Wie viel bzw. welche Art von Entspannung und Erholung gestehen Sie sich zu und woran hängt Ihr Zugeständnis? Wie viel, in digitalen Medien unproduktiv verbrachte Zeit gestehen Sie sich zu? Wie viel Verständnis können Sie für solche Zeiten aufbringen? Ab wann reagieren Sie auf solche Zeiten mit schlechtem Gewissen oder Selbstvorwürfen? Wie angemessen sind diese Vorwürfe?
  • Welche Entspannungs- und Erholungsmöglichkeiten kennen Sie, die bei Ihnen funktionieren und nachhaltiger und positiver wirken als viele der digitalen Zerstreuungen, die oft nur im Moment wirken? Was genau hält Sie davon ab, mehr diese und weniger digitale Erholungsmöglichkeiten zu nutzen.
  • Wie viel Ihrer Anspannung, Ihres Stresses verdanken Sie Ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst? Wovor sollen sie Sie schützen? Wie angemessen erscheinen Ihre Ansprüche, wenn Sie Ihre Situation aus der Perspektive eines anderen betrachten? Achtung: Bleiben Sie verständnisvoll und mitfühlend, wenn Sie bemerken, dass Ihre Ansprüche überzogen sind, Sie sie aber trotzdem nicht aufgeben können.
  • Was können Sie tun, um die äußeren Anforderungen in der gegenwärtigen Situation zu reduzieren, um sich zu entlasten oder mehr Zeit zur Erholung zu haben? Mit wem könnten oder müssten Sie reden? Was genau würden Sie riskieren, wenn Sie einzelnen äußeren Anforderungen nicht oder weniger nachkommen würden?

Ich wünsche Ihnen erhellende, entlastende und inspirierende Antworten.

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