Überraschungsgeschenke

von | Okt 13, 2021 | Arbeitskontext, Umgang mit anderen

Wir wollen dazugehören, angenommen, wertgeschätzt und geliebt sein und tun vieles dafür, um genau das und nicht das Gegenteil zu spüren. Wie wichtig uns das ist, können wir daran bemerken, wie oft wir unsere eigenen Bedürfnisse und Ziele hinten anstellen oder sogar übergehen. Umso verblüffender kann es sein, wie wenig wir brauchen, um uns verbunden, verstanden oder „gefühlt“ zu fühlen. Wir haben alle schon erlebt, wie ein Lächeln, ein freundliches Wort, eine unerwartete Wertschätzung, eine aufmunternde Berührung ausreichen, um uns von einer Sekunde auf die andere gut, gesehen und gewärmt zu fühlen. Manchmal überstrahlt ein solches kleines Erlebnis den ganzen grauen Alltag.

Diese Verbundenheit ist für uns als intelligente, in sozialen Gemeinschaften lebende Säugetiere offensichtlich so wichtig, dass auch dann Glückshormone ausgeschüttet werden, wenn wir selbst jemand anlächeln, wertschätzen und freundlich, verständnisvoll, hilfsbereit oder fürsorglich sind. Das ist so tief in unserer Biologie verankert, dass uns das auch die Sozialisation in einer auf den eigenen Vorteil bedachten Ellbogengesellschaft noch nicht ausgetrieben hat, vielleicht aber aus dem Bewusstsein verbannt hat.

Ich finde, es ist Zeit, unseren Spaß am Wohlwollen und -tun neu zu entdecken und zu erleben. Denn angesichts der Vernetztheit unserer Probleme sind wir auch bei den Lösungen aufeinander angewiesen, im Kleinen wie im Großen, im Privaten wie im Beruflichen. Hier eine kleine Achtsamkeitsübung dazu. Probieren Sie sie aus. Vielleicht entdecken Sie, wie einfach, wohltuend und verändernd sie ist – für alle Beteiligte.

  • Nehmen Sie sich morgens vor, einer Person, die Sie während des Tages treffen, etwas Freundliches, Wertschätzendes zu sagen.
  • Vielleicht suchen Sie sich die Person schon im Vorfeld aus. Ein Kriterium für die Auswahl kann sein, dass es Ihnen bei ihr leichter fällt, etwas Freundliches zu sagen oder weil sie ihr schon länger etwas von Ihrer Wertschätzung mitteilen wollten, z. B. so: „Übrigens, was ich Ihnen schon länger sagen wollte, mir gefällt, wie Sie …“
  • Lassen Sie Ihr Herz sprechen. Sagen Sie dieser Person nur das, was Sie wirklich meinen, vielleicht sogar fühlen. Seien Sie nicht so anspruchsvoll dabei. Fast immer gibt es etwas, was wir an einer Person schätzen oder gut finden. Gerade Kleinigkeiten sind wirkungsvoll, weil sie meistens so persönlich sind.
  • Es geht bei dieser Übung darum zu sehen und anzuerkennen, was die Person immer schon ist oder tut, vielleicht für mich, für das Team, für die Familie. Es geht nicht um Lob für eine besondere Leistung. Je weniger meine Wertschätzung einen Anlass hat, desto weniger kann es als taktisches Manöver etwa zur Entschärfung eines Konflikts oder als „Pflaster“ für vorausgegangene Verletzungen missverstanden werden.
  • Geben Sie Ihr positives Feedback als Geschenk. Erwarten Sie nichts. Keinen Dank, keine Gegenleistung. Verzichten Sie darauf, die Übung zur Beziehungsoptimierung oder zur Beförderung eigener Ziele zu nutzen.
  • Achten Sie darauf, was Ihre Freundlichkeit auslöst, bei Ihrem Gegenüber und bei Ihnen. Glauben Sie nicht, dass Sie schon wüssten, wie Sie oder Ihr Gegenüber reagieren. Seien Sie neugierig. Lassen Sie sich überraschen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihrer Freundlichkeit.

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