Wir sind auf unzählig verschiedene Weisen mit der Natur und anderen Menschen verbunden. Diese Verbindungen sind lebensnotwendig, um uns z.B. in unserer hochspezialisierten, arbeitsteiligen Welt zu ernähren. Ohne Supermarkt wird’s schwierig. Auch um unsere vielen anderen Bedürfnisse, z.B. Zugehörigkeit, Anerkennung, Spaß, Abenteuer, Entspannung usw. zu befriedigen, sind wir auf viele, viele Verbindungen, vor allem mit anderen Menschen angewiesen. Manche Verbindungen sind offensichtlich wie Wurzeln am Boden, andere sind unsichtbar. Für die allermeisten Verbindungen gilt aber, dass wir keine Ahnung haben, wie weit sie eigentlich reichen oder konkreter: wem wir was zu verdanken haben. Diese vielfältige Verbundenheit ist Grundlage unseres Lebens und gleichzeitig der Grund für unsere Abhängigkeit, Verletzlichkeit und Unsicherheit.
Das übersehen wir leicht, wenn alles funktioniert und es für Unvorhergesehenes Versicherungen, vielleicht ein gefülltes Konto oder zumindest Ansprüche an den Staat gibt. Aber angesichts vieler kleiner und großer Krisen wird deutlicher, dass Geld, Vorsorge oder ein funktionierender Staat instabil werden und unsere Verletzlichkeit sowieso nur begrenzt verringern können. Insofern sind Zukunftsängste sehr verständlich. Aber wie ernst nehmen wir sie? Wie ernst nehmen wir es wirklich, dass die Art und Weise, wie wir leben, vermutlich nicht mehr so lange funktionieren wird, weil wir auf Kosten unserer eigenen Gesundheit, unserer natürlichen Lebensbedingungen und auf Kosten vieler Menschen und nicht zuletzt auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder leben.
Sich mehr unserer Verbundenheit mit allem und jedem, auch mit Vergangenem und Zukünftigen, bewusst zu werden, könnte unsere Dankbarkeit dafür stärken, wie gut wir hier und jetzt leben und versorgt sind und uns gleichzeitig motivieren, in unserem eigenen Interesse die Verantwortung für unsere Zukunft ernster zu nehmen und etwas mehr dazu beizutragen, die Ausbeutung von uns selbst (Burnout, Depression …), der Natur (Klimawandel, Artensterben…), und die sozialen regionalen, globalen und generationenübergreifenden Ungerechtigkeiten zu reduzieren.
Hier eine Übung, uns unsere allgegenwärtige, komplexe und weitreichende Verbundenheit und gleichzeitig Abhängigkeit bewusster zu machen.
- Sie können jeden Moment nutzen, um sich diese Frage zu stellen: Wem verdanke ich, dass ich jetzt und hier so sein kann, wie ich bin und das tun kann, was ich gerade tue. Dabei geht es nicht nur um Menschen, denen ich etwas verdanke. Um die Übung konkret zu machen, hier ein Beispiel, das sie vielleicht anregt, selbst auf die Suche zu gehen, was Verbundenheit in jedem Moment für Sie bedeuten kann.
- Wenn Sie gerade diesen Impuls lesen, verdanken sie das bei weitem nicht nur dem, der ihn geschrieben hat. Sie verdanken es ihren Augen, vielleicht auch Ihrer Brille, der feinen Koordination ihrer Finger und Hände, die vermutlich problemlos eine Maus oder einen Touchscreen bedienen können und dem guten Funktionieren ihres Gehirns, das wohl alle Nahrung bekommt, die es zu einem guten Funktionieren braucht. Und was die Nahrung betrifft, so können Sie sich für das, was sie heute schon gegessen haben, fragen, wieviel Boden, Sonne, Regen, Blutvergießen, Transport und Arbeit vieler Hände nötig war, bevor Sie es essen konnten.
Dass Sie jetzt diesen Impuls lesen können, verdanken sie aber auch dem Funktionieren ihres Emailaccounts, ihres Rechners und dem Strom, den vielleicht Sonne, Wind oder vor Millionen Jahren vermoderte Bäume am Fließen halten. Und damit die Technik funktioniert, sind auch in diesem Moment viele Leute damit beschäftigt, Strom und Internet am Laufen zu halten, auch nachts. Und natürlich sind alle hier genannten Punkte eine kleine Auswahl und noch lange nicht der Anfang der Lieferketten. - Machen Sie sich bewusst, dass alles, was im Moment so ist, wie es ist, so funktioniert, wie es funktioniert, so dass Sie diesen Achtsamkeitsimpuls lesen können, im nächsten Moment schon anders sein oder nicht mehr funktionieren könnte. An jeder Stelle der „Lieferketten“, könnte es Engpässe geben, so dass sie teilweise oder ganz zusammenbrechen, nicht zuletzt die körperinternen.
Ich wünsche Ihnen, dass die Übung Ihre Dankbarkeit und Ihre Fürsorge für die „Lieferketten“ stärkt, wie auch immer Ihre Fürsorge aussehen mag.
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