Ein Lösungsweg

von | Feb 16, 2022 | Selbstreflexion, Umgang mit Unangenehmem

Probleme machen keinen Spaß. Sie haben auch die unangenehme Eigenschaft, dass sie nicht einfach weggehen. Meistens ist das der eigentliche Grund, warum wir etwas als Problem sehen. Unsere Lösungsstrategien funktionieren nicht, zumindest die innerhalb unserer Komfortzone nicht. Klagen entlastet, hilft aber nicht. Anderen die Verantwortung in die Schuhe schieben, hilft nur ausnahmsweise. Meist bleibt das Problem hartnäckig und versperrt den Weg zum Projekterfolg, zur Zielerreichung oder zum Glück. Das ändert sich auch nicht, wenn wir zum Problem Herausforderung sagen.

Auf jeden Fall ist Lösungsorientierung das Gebot der Stunde: nicht Problemursachen untersuchen, sondern sich um die Lösungen kümmern, ohne sich vom Problem und den mit ihm verbundenen Sorgen und Gefühlen die Sicht einengen oder vernebeln zu lassen. Soweit so richtig. Wer das aber schon mal versucht hat, hat vermutlich gemerkt, wie schwer es ist, sich vom Problem und seiner Bedeutung für einen selbst, für andere, die Zukunft, das Projekt oder die Zufriedenheit zu distanzieren. Denn gefühlt, hat das Problem uns im Griff, nicht umgekehrt. Könnten wir den Griff einfach so lockern, hätten wir es schon längst getan und im entspannten Zustand wohl auch schon Lösungen gefunden.

Die Frage bleibt: Wie geht Lösungsorientierung? Natürlich gibt es viele Antworten darauf. Eine valide ist jedenfalls Achtsamkeit. Besteht doch der Kern von Achtsamkeit darin, die Dinge nicht so persönlich zu nehmen, die Gegenwart, so wie sie ist, anzuerkennen und den Kampf aufzugeben, sie (wohlgemerkt: die Gegenwart) anders haben zu wollen. Das entlastet vom Handlungsdruck, sofort etwas verändern zu müssen, entspannt, weitet den Blick und schafft Raum, in dem sich neue Ideen zeigen können. Erdenken oder erzwingen können wir sie ja nicht. Deshalb ist der schnellste Weg zur Lösung immer ein entspannter Umweg, z. B. durch die Natur. Hier eine Anleitung für so einen paradoxen Lösungsweg.

  • Machen Sie einen längeren Spaziergang durch die Natur. Allein. Am besten in einer Gegend, wo es ruhig ist und Sie für sich sein können.
  • Beginnen Sie damit, kurz an ihr Problem zu denken und sich Ihre Absicht bewusst zu machen, einen Lösungsweg zu finden.
  • Lenken Sie dann Ihre volle Aufmerksamkeit auf die Natur um Sie herum oder die körperlichen Empfindungen des Gehens. „Vergessen“ Sie Ihr Problem und Ihre Absicht. Besser gesagt, lassen Sie sie links liegen, indem Sie immer wieder neu Ihre Sinne für die Natur um Sie herum öffnen. Hören, riechen, sehen und spüren Sie, was es zu hören, riechen, sehen und spüren gibt. Erkunden Sie die Natur um Sie herum. Interessieren Sie sich für Bäume, Äste, Wolken, Wind, Geräusche und Klänge. Je mehr Sie die Natur sinnlich wahrnehmen, desto weniger problematisieren Sie.
  • Bleiben Sie locker und anspruchslos. Entspannen Sie sich, so gut es geht. Wenn Sie bemerken, dass Sie sich wieder angespannt haben, im Gesicht, in den Schultern oder anderswo, entspannen Sie die Körperregion bewusst. Wenn Sie bemerken, dass Sie Erwartungen und Ansprüche haben, verzichten Sie auf Hader und Selbstvorwürfe und lenken Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit zurück zur Natur. Überlassen Sie die Arbeit der Natur in Ihnen und um Sie herum.
  • Vielleicht haben Sie Glück und es taucht ein wertvoller Gedanke, ein neuer Lösungsweg oder ein neuer Blick auf Ihr Problem auf. Entscheiden sie dann, ob Sie die neue Idee bedenken oder Ihre Aufmerksamkeit wieder zur Natur zurückbringen.
  • Lassen Sie sich nicht davon verdrießen, wenn Sie auf Ihrem Spaziergang keine Lösung gefunden haben. Sie haben nichts falsch gemacht. Neue Ideen lassen sich nicht erzwingen. Freuen Sie sich vielmehr darüber, dass Sie einen Spaziergang gemacht haben und es Ihnen jetzt vielleicht besser geht als vorher. Angesichts allgegenwärtiger Probleme ist allein das schon ein großer Gewinn.

Ich wünsche Ihnen große Lernerfolge in den Fußstapfen von Nietzsche, der irgendwo geschrieben hat: „Seit ich des Suchens müde ward, erlernte ich das Finden.“

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