So oder so ähnlich werden wir enden. Da helfen weder gesunde Ernährung noch Schul- oder Alternativmedizin. Irgendwann ist es soweit, für Sie, mich und alle, die wir lieben oder hassen. Ausnahmslos. Eine der wenigen Fakten, die absolut verlässlich sind. Eigentlich erstaunlich, wie wir uns bemühen, das Unausweichliche zu ignorieren und uns Sicherheit vorzugaukeln. Die gibt es nicht, den unterschiedlichsten Lebens-Versicherungen zum Trotz.
Wenn man Sterbenden zuhört, dann gibt es nur wenig, was den Abgang so erschwert, wie Ungelebtes oder Ungelöstes. Es ist wohl immer ein schwerer Weg, den Frieden mit seinem Leben zu machen, aber vermutlich ist der Weg leichter, wenn wir uns im Leben darum gekümmert haben, was wirklich wichtig ist für uns. Das ist für jede und jeden etwas anderes, meistens auch etwas anderes als das, was uns die tägliche To-do-Liste suggeriert.
Der Alltag mit seinen Gewohnheiten und oft überalterten Überzeugungen macht blind. Deshalb sind Unterbrechungen so wichtig. Dummerweise kommen diese nicht nur als Urlaub daher, sondern oft genug als Misserfolg, Kündigung, Trennung, Unfall, Krankheit oder Todesfall. So schlimm und so schmerzhaft sie sind, sie bieten immer auch eine Gelegenheit, sich die Frage zu stellen, was wirklich wichtig für mich ist und sich neu auszurichten und vielleicht eine neue Lebensphase einzuläuten. Hier ein paar Fragen für ein solches Innehalten und vielleicht einen kleinen Schritt in eine neue Richtung.
- Welche zwischenmenschlichen Kriege, vielleicht schon lange erkalteten, belasten mich trotzdem? Welche Verletzungen, die ich anderen zugefügt habe, warten noch auf meine Anerkennung? Welche Verletzungen, die andere mir zugefügt haben, warten noch auf meine Verzeihung? Was hält mich von der ein oder anderen Friedensinitiative ab?
- Welche Antriebe oder Interessen drängen danach, einen größeren Platz in meinem Leben zu bekommen? Was hält mich davon ab, ihnen mehr Raum zu geben? Was verliere oder riskiere ich wirklich, wenn ich einen Schritt in eine ungewohnte Richtung wage. Die meisten Schritte außerhalb der Komfortzone enden nicht im Fiasko.
- In welcher Lebensphase sehe ich mich im Moment? Bin ich eher am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Lebensphase? Steht vielleicht eine neue Phase an? Wieviel Umbruch, wieviel Neues darf sein und was sollte das Neue sein? Und auch: was bin ich (noch) nicht bereit aufzugeben?
- Wichtig ist, dass Sie alle Antworten, die Ihnen bewusstwerden, so wohlwollend wie möglich zur Kenntnis nehmen, auch die, die Sie nicht mögen.
Denn manchmal müssen wir schwierige Zeiten einfach nur aushalten ohne etwas verändern zu können, vielleicht mit Ausnahme der Einstellung zu ihnen.
Und manchmal sind wir innerlich zerrissen, mit uns selbst uneins, unsicher und zweifelnd. Dann bekommen wir den Mut für Veränderungen nicht dadurch, dass wir bestandswahrende Stimmen niederbrüllen, sondern dass uns der Sinn des Neuen und die Lust auf es überzeugen.
Und manchmal helfen aus dem inneren Patt oder der Verzagtheit Zufälle, z.B. Begegnungen oder äußere Notwendigkeit, z.B. das unwiederbringliche Ende einer Beziehung.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie aus Vergänglichkeit Lebensfreude wachsen lassen.
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